4 Hochzeiten und (k)eine Traumreise

tamada tobi mit dj nrw bayern 4 hochzeiten und eine traumreise stasevents

Keine Hochzeit – keine Traumreise

Wie der Titel dieses Beitrags schon vermuten lässt, beschäftigen wir uns heute mit dem oft in Foren diskutiertem Thema, einer möglichen Teilnahme als Brautpaar beim TV-Format „4 Hochzeiten – eine Traumreise“.

Als kurzen Einblick zu meiner Person:

Mein Name ist Tobi und ich führe eine der marktführenden Agenturen zur Durchführung und Planung von deutsch-russischen Hochzeiten in Deutschland.

Die Reise begann für mich mit der Erhalt der Email und der damit verbundenen Anfrage eines teilnehmenden Brautpaares. Selbstredend hatte mich die Aufregung und Vorfreude das Brautpaar als Weddingplaner und Hochzeitsmoderator/ Tamada fortan begleiten zu dürfen, aufgrund der Besonderheit der Anfrage von diesem Moment an gepackt gehabt.

Die Vorbereitung verlief, abgesehen einer Einwilligung über die Bildrechte zu meiner Person, ohne Besonderheiten im Vorfeld der Feier.


Das vorausgenommene persönliche Urteil aus der Überschrift leitet sich auch nicht aus der Zusammenarbeit mit dem Kamerateam oder der vor Ort anwesenden Redakteurin ab – hier verlief alles professionell und es wurde sich an die getroffenen Absprachen gehalten.


Mein Resümee fasse ich vielmehr aus den Erfahrungswerten im Hinblick auf den Umgang mit den Gästen, dem damit verbunden Wohlbefinden der Gäste und der allgemeinen Rückbetrachtung der Feierlichkeiten.

Ein erstes Mal stark verwundert war ich am Tag der Hochzeitsfeier, als ich die Hinweiszettel des Kamerateams in der Location entdeckt hatte, auf denen der Hinweis versehen war, dass man sich beim Kamerateam melden sollte, insofern man NICHT mit der Veröffentlichung von Bild- und Videomaterial der eigenen Person einverstanden sei. Hierbei ist die Formulierungsweise von Seiten des Fernsehteams, insbesondere nach Bekanntwerden der neuen gültigen DSVGO und mit Hinblick auf den ästhetischen Zusammenschnitt nach der Feier zwar absolut verständlich. Negativ ist mir jedoch aufgestoßen, dass diese entweder an Ausgängen der Hochzeitslocation aufgehängt wurden die zu keiner Zeit durch Gäste genutzt wurden, oder auf einer Höhe ausgehängt wurden, sodass diese für einen Großteil der Gäste über die gesamte Zeit der Feier nicht ersichtlich wurden. Da ich die Bewertung des Formates nicht nur aus meiner Sicht durchführen möchte, sondern mich an dieser Stelle auch in die Situation des Hochzeitsgastes versetzen möchte, muss ich klar formulieren, dass ich mir als Gast einer solchen Veranstaltung klar gewünscht hätte über die Thematik informiert zu werden. Nach wiederholter Absprache wurde es mir als Hochzeitsmoderator von Seiten der Produktionsfirma strengstens untersagt die Gäste in meiner Eröffnungsrede auf die bestehende Problematik hinzuweisen.

Über den weiteren Verlauf des Abends ergab sich jedoch eine in meinen Augen weitaus störendere Situation im Zusammenhang mit dem anwesenden Kamerateam, auch wenn sich diese Thematik „nur“ auf eine gewisse Personenanzahl der Gäste beschränkt hat.

Bei der angesprochenen Personengruppe handelt es sich um den Teil der Gäste, die sich über den Abend hinweg mit den fremden Gastbräuten einen Tisch teilen dürfen/ müssen.

Nun ist es nicht das Problem für viele Menschen neue Kontakte zu knüpfen und eine Hochzeit bringt ja eben diesen Faktor mit sich, dass sich die gesamte Gesellschaft miteinander verknüpfen kann und man den Tag neben der Vertiefung bereits bestehender Bekanntschaften auch dazu nutzt, neue Freund-, bzw. Bekanntschaften zu schließen.

Das störende Element bei diesen Gesprächen ist jedoch, dass in etwa der Hälfte der Zeit ein riesiger Lichtkegel gepaart mit einem Mikrofon über dem Tisch hängt.

Darüber hinaus muss man sich als Gast im Klaren sein, dass jedes gesprochene Wort, wilde Gestikulation oder auch nur eine gezogene Grimasse zum Nachbartisch letztlich im Fernsehen landen könnte und somit die Gefahr einer undefinierbaren gedämpften Stimmung am Tisch besteht.

Als letzten, aber auch gravierendsten Punkt in meiner Auflistung möchte ich das allgemeine System der Show hinterfragen und damit auch allen wohlmöglich kommenden Brautpaaren einen Ausblick geben, wie es im Anschluss an eure Feier um eure Gefühlswelt stehen könnte. Wichtig ist mir vorab nochmal zu erwähnen, dass es mit Sicherheit auch Ausnahmen gibt, bei denen alles wunderbar verläuft und sich die Bräute im Nachgang der Show noch bestens verstehen. Mein Eindruck aus der Show als Zuschauer, dass dies jedoch nicht in der Mehrzahl der Fälle passiert, durfte ich mir auch am Tag und im Nachgang an die Hochzeit die ich als Tamada begleiten durfte bestätigen lassen. Die folgenden Passagen fülle ich mit Aussagen der Gastbräute, die entweder am Tag selbst durch andere Gäste aufgeschnappt oder im Nachhinein bei den Bewertungen der Hochzeit im Fernsehen ausgestrahlt wurden.

(Ich versichere an dieser Stelle nochmals Objektiv zu berichten)

Der Tag selbst verlief wunderschön, so begann er mit einer Freien Trauung mit Blick auf den darunter befindlichen See und mit Ausblick auf das Alpenpanorama.

Im Anschluss hieran begab man sich nach unten auf bereitgestellte Flößer auf den angesprochenen See, die im Rahmen des Sektempfangs mit Häppchen und in Verbindung mit Live-Musik den See flossen.

Ein wahr gewordener Traum für alle Gäste, ein absolutes Highlight und nahezu einmalig auch für meinen bestehenden Erfahrungsschatz. Die Aussage „also hier ist es viel zu heiß. Bei meiner Hochzeitsfeier hat es geregnet und es war viel angenehmer, dafür muss ich in jedem Fall Punkte abziehen“ machte mir bereits zu diesem Zeitpunkt irrsinnige Laune auf mehr im weiteren Laufe des Abend und ich war lediglich als Hochzeitsmoderator engagiert.

Über den Abend hinweg ergaben sich immer wieder Situationen, die im Nachgang durch die Gastbräute mit Worten wie „Also hier tanzen ja wirklich alle und haben Spaß, aber die Tanzfläche ist mir viel zu klein und das ist mir hier zu wild, das hat mit einer Hochzeit in meinem Augen nichts zu tun“ oder auch „beim Geschmack des Essens war wohl leider jedes Warten umsonst“ beschmückt und schlussendlich im Fernsehen ausgestrahlt wurden.

Die Vorstellungen einer perfekten Hochzeit gehen, erst Recht aufgrund verschiedenster kultureller Einflüsse weit auseinander und das ist auch gut so. Dieser Punkt ist jedoch einer von zwei Hauptkritikpunkten von meiner Person gegenüber dem bereits genannten Fernsehformat. Welches Brautpaar kann sich freiwillig der Gefahr aussetzen, im Nachgang an den wohl schönsten Tag im Leben sich dieser oftmals bodenlosen Kritik aussetzen zu lassen.

Und selbst wenn die Kritik in einige Fällen auch angebracht sein mag: Der Gedanke vor allen Bekannten und auch Unbekannten im Fernsehen in den Karren gezogen zu werden und für sich selbst den Tag hinterfragen zu müssen, ich denke das muss sich niemand freiwillig antun. Hierbei hilft es dann auch nicht, wenn Franck sich auf die Seite des Brautpaares schlägt und im Nachgang auf die unfaire Bewertung der Mitstreiter verweist. Dies ist auch der abschließende Aspekt der im meinem Augen erschwerend hinzu kommt. Durch den bestehenden Wettstreit untereinander muss eine objektive Bewertung der Feiern sehr schwer fallen und hier prallen oftmals auch einfach verschiedene Charaktere gepaart mit deren Charakterzügen aufeinander. Die Wahrscheinlichkeit eines fairen Wettkampfes geht in meinen Augen hierbei gegen null.

Genau aus diesem Grund kam ich mit meiner Überschrift des Artikels zum vorab gezogenen Urteil meiner Erfahrung. Lieber heirate ich nie in meinem Leben und verzichte auch auf eine wunderschöne Reise im Anschluss an die Feier, als dass ich mich dem medialen Rummel hingebe und im Zeitalter der sozialen Netzwerke zum Spielball tausender unbekannter im Internet werde, obwohl ich persönlich wohlmöglich glücklich und zufrieden über den Verlauf meiner persönlichen Hochzeit gewesen bin.